Ford und VW werden Transporter, Pick-ups und Stadtlieferwagen künftig gemeinsam produzieren. Das erste Modell soll 2022 von den Bändern laufen, ein Jahr später kommen zwei weitere dazu.

Diese Kooperation bei Nutzfahrzeugen könnte insbesondere bei Ford zu Konsequenzen führen, die über das aktuelle Sanierungsprogramm hinausgehen. Jeweils einer der beiden Hersteller bekommt die Entwicklungs- und Produktionshoheit bei den drei Modellreihen: Ford wird verantwortlich für Pick-ups und Transporter, Volkswagen übernimmt die Stadtlieferwagen (VW Caddy, Ford Transit Connect).

Der Transit Connect würde dann voraussichtlich aus dem spanischen Ford-Werk in Valencia abgezogen und die Produktion in eine Volkswagen-Fabrik in Polen verlagert. Ford hat von dem Lieferwagen im vergangenen Jahr in Europa mehr als 50.000 Exemplare verkauft. Ginge das Fahrzeug also tatsächlich nach Osteuropa, entstünde in Valencia eine wesentliche Produktionslücke, die Ford mit anderen Produkten füllen müsste.

Dem Ford-Werk in Spanien droht allerdings nicht nur der Verlust des Transit Connect im Rahmen der Nutzfahrzeug-Kooperation mit Volkswagen. Der US-Konzern hatte bei der Präsentation seines Sanierungsprogramms für das Europa-Geschäft, das 2018 bei 31 Milliarden Dollar Umsatz fast 400 Millionen Dollar Verlust gemacht hat, angekündigt, dass ertragsschwache Modellreihen aufgegeben werden, um Mitte nächsten Jahrzehnts die branchenübliche operative Rendite von sechs Prozent zu erreichen.

In Valencia werden heute auch noch der S-Max und der Galaxy gebaut, zwei Minivans, deren Produktionszahlen von Jahr zu Jahr zurückgehen. Unter demselben Problem leidet das Mittelklassemodell Mondeo, das ebenfalls in Spanien von den Bändern läuft. Wie auch die meisten anderen Autohersteller bekommt Ford den starken SUV-Trend zu spüren: Klassische Limousinen wie der Mondeo finden immer seltener einen Käufer.

Legt der Ford-Konzern das im Januar verkündete Renditeziel von sechs Prozent als Maßstab an, dann müsste die Produktion der renditeschwachen Modelle in Valencia tatsächlich zügig eingestellt werden – und damit würde die Produktionslücke im spanischen Ford-Werk noch größer.

Unter Experten kursiert bereits eine Antwort darauf, auf welche Weise der US-Konzern auf die wachsenden Probleme in Spanien möglicherweise reagieren wird. „Ford könnte künftig den Focus in Valencia produzieren“, sagt Justin Cox vom britischen Marktforschungsunternehmen LMC Automotive in Oxford. Damit geriete jedoch das Focus-Werk in Saarlouis in Gefahr, wo das Kompaktmodell aktuell produziert wird. Cox fügt jedoch hinzu, dass es keine konkreten Beschlüsse dazu gebe: „Das ist ein Szenario.“

Aber möglicherweise ein sehr realistisches. Im direkten Vergleich zwischen Valencia und Saarlouis schneidet das spanische Werk in aller Regel immer besser ab. Die Fabrik ist größer, flexibler und so etwas wie ein Schlüsselwerk für Ford Europa. In Valencia werden im Moment sechs verschiedene Modelle gebaut.

Zudem gilt auch heute noch der Branchengrundsatz, dass die Löhne in Südeuropa um einiges niedriger sind als in Deutschland. Nach Berechnungen des Investmenthauses Evercore ISI liegen die Lohnkosten pro Stunde in Deutschland bei mehr als 54 Euro, in Spanien sind es hingegen nur knapp 26 Euro. weiter lesen….

Quelle: Handelsblatt